Seit dem Beginn der industriellen Revolution verfeuern wir Menschen immer mehr Öl, Kohle und Gas. Um das Jahr 1900 wurden so etwa 2 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Emissionen pro Jahr freigesetzt. Heute sind es 15-mal so viel. Das Problem: CO2 reichert sich in der Atmosphäre an. In den 1960er Jahren wurden noch 320 parts per million (ppm) in der Atmosphäre gemessen. 2022 lag der Wert schon bei 417 ppm. Seit der Industrialisierung ist die CO2-Kozentration in der Luft um fast 50% gestiegen.
Das klingt wenig. Es hat aber dramatische physikalische Konsequenzen. So wird es auf der Erde immer heißer. Das kann man anschaulich anhand der sogenannten „Warming Stripes“ (oder auch: Klimastreifen) darstellen. Je röter die Klimastreifen sind, desto heißer war es im entsprechenden Jahr. Schon heute haben wir einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um etwa 1,2°C.
Zwar ist es hierzulande gelungen, den CO2-Ausstoß seit 1990 um gut ein Drittel zu senken. Aber Deutschland droht seine Ziele zu verfehlen und trägt zudem eine besondere Verantwortung. Weltweit haben nur fünf Länder historisch betrachtet noch mehr emittiert als wir. Außerdem sind die Absenkungen zu langsam. Das erklärte Ziel lautet: „Netto-null“ bis 2045.
CO2-Ausstoß Ausstoß verschärft die Erderhitzung, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Mit den von uns Menschen verursachten Emissionen steigt Jahr für Jahr auch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und die Temperatur auf der Erde.
Extremwetterereignisse in Deutschland, wie Starkregen und Überschwemmungen, lassen sich eindeutig auf die Klimakrise zurückführen. Und: Sie werden intensiver und häufiger, so der Konsens der Klimawissenschaft. Die klimatischen Veränderungen sind für uns Menschen längst spürbar – nicht nur in weit entfernten Ländern, sondern auch hierzulande. So auch etwa extreme Trockenheit. Verdorrtes Gras und welke Bäume sind dafür sichtbare Zeichen.
Wissenschaftler:innen erfassen bundesweit die Feuchtigkeit im Boden. Von einer „Dürre“ spricht man, wenn im Vergleich zum erwartbaren, langjährigen Normalzustand eine zu hohe Trockenheit herrscht. Diese kann sich ergeben, wenn zu wenig Regen fällt oder viel Wasser verdunstet. Seit 2014 kann man den regionalen Verlauf und die Zunahme und Schwere der Dürren eindeutig nachvollziehen. Dies wirkt sich wiederum negativ auf den Waldbestand oder die landwirtschaftlichen Erträge aus – und gefährdet so unseren Wohlstand.
Die Klimakrise ist längst sichtbar, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Der Klimawandel ist auch in Deutschland längst spürbar. Wetterextreme verändern unsere Lebensbedingungen. Beispielsweise haben Dürren in den letzten Jahren stark zugenommen.
Bei fossilen und klimaschädlichen Rohstoffen wie Erdgas, Öl und Steinkohle deckt Deutschland seinen Bedarf fast gänzlich mit Importen aus dem Ausland. Dies gefährdet die Energiesicherheit. Diese Abhängigkeit führte uns 2022 in eine dramatische Energiekrise.
Energiesparen und Effizienz helfen, um die Abhängigkeiten zu reduzieren. Zudem sind Wind und Sonne Ressourcen, mit denen wir uns hierzulande mehr und mehr selbst versorgen können – und das ohne klimaschädliche Emissionen. Deutschland produziert inzwischen über 250 Terawattstunden erneuerbaren Strom. Das entspricht rund 50 % des Strom- sowie über 20 % des gesamten Energiebedarfs – Tendenz steigend. An immer mehr Tagen erreichen wir bereits Erneuerbaren-Werte im Strommix von weit über 70 %. Der europäische Markt für erneuerbaren Strom wächst ebenso. Auch Wärmepumpen und Elektroautos können so zunehmend aus Wind- und Solarkraftwerken versorgt werden. Dadurch brauchen wir weniger klimaschädliches Erdgas, Öl und Steinkohle. Diesen Weg gilt es nun ambitioniert fortzuschreiben, damit heimische Energie fossile Abhängigkeiten ersetzen kann.
Erneuerbare und Effizienz befreien uns von fossilen Abhängigkeiten, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Der Krieg in der Ukraine sowie die Energiekrise von 2022 haben gezeigt: Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Importen ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Indem wir Erneuerbare Energien ausbauen und Energie einsparen, erhöhen wir die Energiesicherheit.
Die Energiewende steht für ein wichtiges Ziel: Erneuerbare Energien in allen Sektoren ausbauen. Und tatsächlich ist in den letzten 30 Jahren schon viel passiert. Schon rund die Hälfte des Stroms in Deutschland stammt aus erneuerbaren Quellen. Konventioneller Atom- oder Kohlestrom wurden dafür entsprechend zurückgefahren.
Allerdings sieht das Bild anders aus, wenn man (neben Strom) die gesamte Energie betrachtet, die wir hierzulande einsetzen. Meistens wird dieser Wert als Primärenergieverbrauch bezeichnet und in Petajoule pro Jahr gemessen. Was man hier erkennt: Der Anteil Erneuerbarer Energien wächst zwar seit 1990. Und auch Einspareffekte werden über die Jahre erkennbar. Zugleich wird aber deutlich: Öl und Gas haben immer noch eine zentrale Bedeutung. Der Verkehrs- und auch der Wärmesektor sind weiterhin überwiegend fossil und kommen bei der Erfüllung der Klimaziele nicht hinterher. Hier wird eine Umstellung auf klima- und umweltfreundliche Erneuerbare benötigt.
Wo bleiben die Wärme- und Mobilitätswende?, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Die Energiewende beim Strom ist ein Erfolg. Unser gesamter Energieverbrauch basiert aber immer noch auf Öl, Gas und Kohle. Vor allem im Wärme- und Verkehrssektor ist der Anteil der Erneuerbaren Energien gering.
Deutschland hat sich 2021 mit dem Klimaschutzgesetz verpflichtet, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Unterm Strich sollen dann nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden, als an anderer Stelle eingespeichert werden können. Seit 1990 sind die Emissionen auch schon um etwa ein Drittel gesunken. Dieser Trend muss nun in den kommenden zwei Jahrzehnten drastisch beschleunigt werden, weil in der Vergangenheit viel zu wenig passiert ist.
Alle Sektoren müssen einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Aus diesem Grund wurde gesetzlich definiert, welche Etappenziele bis zum Ende des Jahrzehnts in den Bereichen Energiewirtschaft, Verkehr, Gebäude, Industrie und in der Landwirtschaft zu erreichen sind. Wir denken: Auch in Zukunft sollten alle Sektoren verbindliche Reduktionsziele haben und Fehlentwicklungen umgehend korrigiert werden. Strukturelle Veränderungen gibt es bisher nur im Energiesektor. Gerade der Verkehrs-, Gebäude- und Industriesektor müssen umgehend aufholen. Sonst drohen die Klimaziele dauerhaft gerissen zu werden.
Klimaschutz muss es in allen Sektoren geben, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Dafür muss der CO2-Ausstoß in allen Sektoren gesenkt werden. Das muss auch in Zukunft das Ziel sein und verbindlich erreicht werden.
Wir sind Zeitzeugen eines schnellen, technologischen Wandels. Das erleben wir beispielsweise in der Mobilität. Es werden immer mehr Elektroautos zugelassen. Überall im Land entstehen öffentliche Ladesäulen und wöchentlich kommen neue hinzu. Batteriespeicher aller Größen werden immer günstiger und zunehmend eingesetzt. Und auch die Anzahl der neu installierten Wärmepumpen hat sich in den letzten 20 Jahren vervielfacht.
Was dabei auffällt: Vor allem strombasierte Anwendungen haben Konjunktur. Anstatt Diesel oder Erdgas zu verbrennen, nutzen wir zunehmend Strom, um unsere Gebäude zu heizen oder um von A nach B zu kommen. Denn auf Basis von Solar- oder Windstrom ist Klimaschutz besonders effizient.
Klimatechnologien wachsen exponentiell, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Strombasierte Technologien finden immer breitere Anwendung, egal ob beim Heizen, in der Mobilität oder als Speicherlösungen. Dieser Hochlauf revolutioniert unser Energiesystem – im Sinne des Klimaschutzes.
Seit 1990 hat sich die Art und Weise, wie wir in Deutschland Strom produzieren, stark gewandelt. Strom wurde früher vor allem in großen Atom- und Kohlekraftwerken erzeugt und über die Stromnetze an die Verbraucher:innen geliefert. Erneuerbare Energien spielten hingegen bis zur Jahrtausendwende so gut wie keine Rolle.
Mittlerweile übernehmen Windräder an Land und auf See, Solaranlagen sowie Bioenergie immer größere Anteile der Stromerzeugung. Erneuerbare sind schon heute mit Abstand die günstigsten Stromerzeuger. Konventionelle fossile Energieträger werden so Schritt für Schritt verdrängt. Zentrale Säulen dabei: Wind und Sonne. Schon mehr als jede zehnte Kilowattstunde wird in Deutschland heute mit der Kraft der Sonne erzeugt. Und fast ein Viertel des Stroms verdanken wir der Windenergie.
Immer mehr Erneuerbare Energien, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Kohle, Gas, Öl und Atomenergie sind seit den 90er Jahren auf dem Rückzug. Wind- und Solarkraftwerke setzen sich hingegen bei der Stromerzeugung an die Spitze. Inzwischen häufen sich die Tage, an denen wir uns hauptsächlich erneuerbar versorgen.
Die Grafik zeigt die realen Schwankungen der Stromerzeugung in Deutschland. Dargestellt wird der Zeitverlauf von 0 bis 24 Uhr zu einem beliebigen Datum ab 2015 bis heute. Unterschieden wird nach der konventionellen fossilen und nuklearen Stromerzeugung, etwa aus der Kohle, sowie jener aus unterschiedlichen erneuerbaren Energiequellen.
Je nach Jahreszeit, Tag und Uhrzeit variieren die produzierten Strommengen aus den jeweiligen Kraftwerken. Und über einen ganzen Tag betrachtet, verbrauchen wir in Deutschland immer unterschiedlich viel Strom. Wenn tagsüber die Sonne scheint und wenn der Wind besonders stark weht, gibt es mehr Erneuerbaren Strom. Da tagsüber mehr Strom verbraucht wird (etwa im Büro oder in den Fabriken) als nachts, muss dann auch mehr produziert werden. Die hier dargestellte Stromerzeugung folgt in etwa dieser schwankenden Nachfrage.
Vergleicht man Kurven an den jeweiligen Tagen, dann fällt Vieles auf:
Der Strommix verändert sich von Tag zu Tag, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Die Stromerzeugung schwankt je nach Wind, Sonnenschein und Stromverbrauch. Immer zur Mittagszeit gibt es am meisten PV. An Wochenenden brauchen wir weniger Strom.
Mit der Wahl unseres Verkehrsmittels entscheiden wir jeden Tag mit, welchen Beitrag wir zum Klimaschutz leisten wollen und können. Denn der CO2-Ausstoß pro Kilometer kann sich ganz wesentlich unterscheiden, je nachdem, „auf welches Pferd wir setzen“. Egal ob es um den Einkauf um die Ecke, den Ausflug ins Umland oder die Fernreise geht – oft haben wir mehrere Optionen zur Auswahl.
Beim Laufen und Radfahren emittieren wir kein CO2. Aber auch wenn wir öffentliche Verkehrsmittel und die Bahn wählen, können wir klimafreundlich mobil sein. Wenn wir hingegen fliegen oder mit fossilen Verbrennungsmotoren Autofahren schaden wir dem Klima überproportional. Wir können zwar versuchen, einen Beitrag zu leisten, aber die Aufgabe der Politik ist es, klimafreundliche Mobilität möglich und attraktiv gegenüber klimaschädlichen Lösungen zu machen.
Klimafreundlich mobil sein, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Eine kluge Verkehrswende ist auch eine Mobilitätswende: Auf die bewusste Auswahl klimafreundlicher Verkehrsmittel kommt es an. Die Politik muss für entsprechende Angebote sorgen.
Wir benötigen deutschlandweit immer mehr Strom. Zwar wird der Energieverbrauch in unserem Land insgesamt sinken, weil wir sparsamer und die Anwendungen effizienter werden. Aber gleichzeitig laufen immer mehr Technologien, etwa Elektroautos oder Wärmepumpen, mit Strom. Die Bundesregierung geht derzeit von einer Steigerung der Stromnachfrage um gut ein Drittel auf 750 Terawattstunden (TWh) aus.
Die Stromnachfrage steigt also. Parallel sind wir aus der Kernenergie ausgestiegen und tun dies nun Schritt für Schritt auch bei der Kohle. Deshalb müssen in Deutschland jedes Jahr viele neue Windräder und Solaranlagen errichtet werden. Die Bundesregierung plant, dass der Ausbau von Windkraftwerken an Land bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich auf über zehn Gigawatt und bei Solarkraftwerken auf 22 Gigawatt ansteigen muss, um die Klimaziele zu erreichen.
Elektrifizierung führt zu steigendem Strombedarf, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Für Elektroautos und strombasierte Heizungen brauchen wir immer mehr Strom. Dies schaffen wir durch den beschleunigten Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken.
Für die meisten von uns genügt der Blick in den Heizungskeller oder auf die Therme in der Wohnung, um zu realisieren, dass Öl und Gas nach wie vor unsere wichtigsten Wärmequellen sind. Etwa ein Drittel der CO2-Emissionen entstehen in Gebäuden. Und wir sind noch immer auf dem falschen Weg: Etwa zwei Drittel der neu verbauten Heizungen setzen noch immer auf fossile Treibstoffe.
Eine der wichtigsten Aufgaben für die kommenden Jahre wird es daher sein, dass wir diese Heizungsinfrastruktur auf Klimatechnologien umrüsten. 50 Prozent der Wärme soll laut Bundesregierung bis 2030 klimaneutral erzeugt werden. Mittels kommunaler Wärmeplanung und verschärften Emissionsregeln im Gebäudebereich soll der Umbau gelingen.
Zu viele fossile Heizungen, "WWF Climate Dashboard" © Reiner Lemoine Institut | CC-BY-4.0
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Die Wärmewende ist notwendig. Das zeigt ein Blick auf die Fakten. Immer noch boomen fossil befeuerte Heizungen, obwohl es längst tatsächlich klimafreundliche Alternativen gibt.